Ziemlich genau 4 Wochen waren wir jetzt unterwegs von Nordgriechenland bis Tirana. Nicht gerade weit – aber umso intensiver konnten wir Albanien kennenlernen. In Griechenland waren wir ja schon einige Male, aber Albanien war totales Neuland für uns. Folgend haben wir noch ein paar Fazits und Informationen zu diversen Themen zusammengefasst. Für diejenigen, die lieber Fotos „gucken“, einfach wegklicken, denn jetzt kommt viel Text 😉
Wildcampen
Wir haben auf unserer Reise bisher nicht einen schlechten oder mittelmässigen Übernachtungsplatz akzeptieren müssen. Ohne Suchen (ok – manchmal mit Hilfe der App park4night), haben wir immer super schöne und ruhige Plätze gefunden. In Albanien ist frei stehen übrigens erlaubt und es interessiert auch nirgends jemanden oder wenn, dann sind die Reaktionen eher positiv. Leben und Leben lassen scheint diesbezüglich das Motto zu sein und so haben wir uns überall sehr wohl und sicher gefühlt und überhaupt keine schlechten Erfahrungen gesammelt.
Wir sind jetzt in der Nebensaison unterwegs gewesen und daher haben wir nur wenige andere Camper angetroffen, auch wenn wir Plätze angesteuert haben, wo anscheinend, viel los sein soll. In der Hauptsaison ist das ziemlich sicher anders und wenn man einsame Plätze sucht, muss man mehr Kreativität walten lassen.
Trinkwasser kann man an diversen Quellen auffüllen, was übrigens nicht nur campende Touristen tun, sondern auch die Einheimischen. Die Grauwasserentsorgung gestaltet sich dagegen schwieriger – zumindest, wenn man sein Abwasser akurat entsorgen möchte. In Sachen Umwelt und Naturschutz hinkt Albanien anderen europäischen Ländern stark hinterher und auch auf gut ausgestatteten Campingplätzen, gibts einfach eine Stelle, wo jeder sein Abwasser ungefiltert in den Boden fliessen lässt. Alternativ wurde uns auch vorgeschlagen, das Wasser einfach irgendwo abzulassen.
Fazit: Was Übernachtungsplätze anbelangt, finden wir, dass Albanien (und das gilt auch für Nordgriechenland) ähnlich cool ist wie Norwegen / Schweden und diese Art zu Reisen hier absolut zu empfehlen ist. Insbesondere auch für Kletterer, da die Kletterspots recht verstreut liegen.
Verkehr und Strassen
Was den Strassenzustand anbelangt, haben wir bisher recht unterschiedliches erlebt: Gut aussgebaute, relativ neue – aber meist recht schmale Strassen – aber auch viele zeitraubende Strassen in schlechtem Zustand mit Schlaglöchern, vielen Bodenschwellen oder wilden Schotterpisten. Grundsätzlich gilt: Immer mehr Zeit einplanen, als das Navi vorschlägt!
Die albanischen Autofahrer sind zudem oft mit allem möglichen beschäftigt und sind während dem Fahren am Handy, essen was oder wirken sonst irgendwie abgelenkt. Also immer gut aufpassen! Auch wenn sie vom Fahrstil her (bis auf Ausnahmen) eher entspannt und höflich sind.
Der „typische Albaner“ (sorry – ich stehe sonst nicht auf Schubladen), scheint wohl gern Mercedes zu fahren. Von auseinanderfallend bis aufpolierte AMGs gibts hier alles. Einen hohen Stellenwerk hat ein Auto hier jedenfalls.
Hunde
Das ist ja nicht gerade mein Lieblingsthema, aber hier musste ich mich mit dem Thema ziemlich auseinander setzen. Es gibt grob zusammengefasst vier Arten von Hunden.
- Streuner: Sie sind teilweise zahlreich in Dörfern oder stadtnahen Gebieten unterwegs. Meistens sind sie an uns total desinteressiert und halten auch einen gewissen Abstand sein. Schreckhaft und ängstlich sind sie meist auch – was zeigt, dass sie nicht immer nett behandelt werden. Grundsätzlich waren mir das die liebsten, da sie entspannt und völlig unaufdringlich sind. Und manchmal auch anhänglich.
Unser Streuner „Freddy“ - Hofhunde: Beschützen ihr Revier und sind sehr aggressiv. Sofern sie eingesperrt oder angeleint sind – kein Problem! Aber wenn sie frei sind, möchte man denen nicht begegnen. Daher haben wir auch auf den Besuch eines Klettergebiets verzichtet, wo es schon einige Vorfälle gegeben hat und die Kletterer (auch Gruppen!) in sehr unangenehme Situationen gekommen sind.
- Hütehunde: Sie tun natürlich ihren Job und beschützen die Herde. Teilweise ist noch ein Hirte dabei und schaut, dass sie einem fernbleiben. Falls nicht, gibt es da auch sehr ungemütliche Kaliber, die extrem aggressiv werden. Das ist beim Wandern oder in der Natur generell ein Faktor und daher schadet es nicht einen Stock oder Stein dabei zu haben. Zum Glück mussten wir das bisher nicht nutzen.
- Wilde Hunderudel: Von denen haben wir zum Glück nur gelesen, sind ihnen aber selber nicht begegnet. Leuten, denen es so gegangen ist, haben von lebensgefährlichen Situationen berichtet, aber wir können das jetzt nicht beurteilen.
Müll
Müll ist leider ein akutes Problem hier in Albanien und oft liegt haufenweise Müll an den schönsten Plätzen herum. Neben Strassen, in Schluchten, auf Strassen, an Stränden, an Flussufern….eigentlich überall. Viel davon sind Plastikabfälle, wie Tüten und Plastikflaschen, aber grundsätzlich findet sich alles: Dosen, Flaschen, Matratzen, Möbel usw.
Teilweise verbrennen die Menschen den Müll einfach auf ihrem Grundstück. Was jetzt schlimmer ist – verbrennen oder in die Natur schmeissen – bleibt hier die Frage. Teilweise wird auch einfach der Inhalt der Mülltonnen angezündet, damit es wieder Platz gibt.
Traurig, das so zu sehen 🙁 Aus unserer Sicht handelt es sich um ein politisch-organisatorisches Problem kombiniert mit mangelnder Bildung in Bereich Umwelt,- und Naturschutz. Und sicher auch ein Problem, dass sich nicht von heute auf morgen lösen lässt.
Touristisch wichtige Orte werden regelmässig gesäubert und vermitteln einen ordentlichen Eindruck – leider die Ausnahme – und wer weiss, wo der Müll dann gelandet ist?
Landschaft
Bergig! Das kann man wohl eindeutig über Albanien sagen. Lediglich ein schmaler Küstenstreifen von ein paar hundert Metern (wenn überhaupt) ist flach, bevor es wieder bergig wird. Das ist natürlich seeehr cool – aber es gibt natürlich oft keine vernünftige Infrastruktur oder Wanderwege um die Berge entdecken zu können. Einige Regionen sind ganz gut erschlossen, aber sonst wird es schnell abenteuerlich und / oder buschig-mühsam. Auch wenn mal irgendwo ein Weg angelegt wurde, so ist er auch schnell wieder verwachsen und kaum mehr zu sehen oder zu begehen. Da haben wir auch schon unsere Erfahrungen gesammelt. Insgesamt bietet die Landschaft aber viel Abwechslung und wir haben viele tolle Schluchten, Gipfel, Flüsse und Seen angetroffen. Auch die Strände kann man hier erwähnen, die meist mit kristallklarem Wasser und Kiesstränden (oft mit Sand gemischt) aufwarten. Nicht etwa auf den Malediven, sondern in Albanien befindet sie der „blaueste“ Strand der Welt!
Leute
Bisher haben wir nur positive Erfahrungen gesammelt und sehr gastfreundliche und offene Menschen kennengelernt. Würde einem etwa in der Schweiz einfach jemand wildfremdes zu sich nach Hause einladen und bewirten? Da wir das nicht gewohnt sind, fühlt es sich auch immer etwas komisch an – auch weil die Menschen hier viel ärmer sind als wir und trotzdem ohne Gegenleistung oder Erwartung mit uns teilen. Da sollte man sich echt ne Scheibe abschneiden!